ist nicht gerade das, welchem man schon seit Stunden entgegensieht, außerdem war mir das professionelle Schild „Cessnock 39 km“ sehr gut in Erinnerung und wesentlich verlässlicher. So fuhr ich weiter, um immer und immer wieder Bestätigungen zu bekommen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Als richtig identifizierte ich sie, weil die existierende Straße frisch bearbeitet war, die stählernen Tore offen und bis auf ein paar weitere Zettel, teilweise grün und überwachsen, es keine Hinweise auf die Unbefahrbarkeit der Straße gab.
Ich schlängelte also langsam meinen Weg. Schlängelte, weil ein Gespann von über 12 Metern, um tiefe Löcher in der Straße navigiert, doch sehr an eine Schlange erinnert, die sich ihren Weg zum Ziel bahnt.

Dann gings bergab!
Steiler und steiler bergab führend klaffte die Straße vor mir auf. Links von mir erhob sich drohend der Berg und rechts von mir und meinem Gefährt eine senkrechte Wand mehrere Hundert Meter in den Abgrund fallend.

Gefährlich?
Es war das erste Mal, daß mir einerseits der Atem stehen blieb, und andererseits die Bedrohung der Situation bis in die Knochen ging.
Letzteres ist dann auch schon der Grund, warum ich nicht ausstieg um Photos zu machen.

So schlängelte ich mich Meter für Meter die tief ausgewaschene Straße herunter, alle Sinne einsetzend, mich und mein Gefährt heil ans andere Ende zu bringen.
Zwischendurch kam dann auch immer wieder Hoffnung auf. Die Straße, oder das, was von ihr übrig war, verbreiterte sich und nahm stellenweise sogar den Charakter eines befahrbaren Pfades an. Fast hätte ich meine Reise beschleunigt, als sich vor mir der nächste Abgrund auftat.

Wenden, umdrehen, oder rückwärtssetzen war absolut ausgeschlossen. Mir blieb sprichwörtlich nichts anderes, als „vorwärts“ zu schauen und die Herausforderungen tiefer Löcher und klaffender Furchen so gut wie möglich mit meinen Rädern zu überbrücken.

Diese Art der Fortbewegung dauerte Stunden. Ich nahm sie voller Anspannung und Konzentration mit dem Glauben an meine Fähigkeiten auf, unterstützt durch den Willen einer, sicher existierenden, höheren Macht, irgendwie ans Ziel zu kommen.

Tatsächlich erreichte ich das Ende der Tortur noch am frühen Nachmittag.
Die Sonne knallte mit 37° im Schatten, und ich traute meinen Augen nicht zu sehen, was sich dort vor mir präsentierte.

Die Straße war blockiert!
Gerade dort, wo sie in den Asphalt übergehen sollte, hatte man schwere Zementbarrieren errichtet, wohl um lebensmüde Waldbesucher davon abzubringen den Berg hinaufzufahren.

Ich war also in einer Falle!
Rückwärts war ausgeschlossen und vorwärts ebenso.
Den Wagen, um der Stromversorgung für meine Lebensmittel laufen lassend, machte ich mich auf die Häuser der Ansiedlung aufzusuchen, um nach Hilfe zu fragen.

Niemand, Nichts, Keiner!
Ich war wohl nicht der Erste, der in dieser Falle saß.
Von unbrauchbaren Batterien, bis zur Unbeweglichkeit der Grundbesitzer durch Krankheit, alles war an Ausreden dabei.
Nicht lockerlassend jedoch rief ich zuerst die Stadtverwaltung von Cessnock, dann den Nationalpark und zuletzt die Polizei an. Ich fühlte mich keiner Schuld bewußt. 

Die Polizei kam dann schließlich, um mir zu empfehlen die anliegenden Grundbesitzer um Hilfe zu bitten. Ich musste laut lachen!
So bleibt man, einmal den „Inneren Weg“ beschreitend, immer in einer Art „guter Laune“, wissend, dass es nichts in diesem Leben gibt, was nicht auf uns, und die Notwendigkeit einer zu machenden Erfahrung zugeschnitten ist.

Schließlich nahm ich meine Arbeitshandschuhe und die mitgeführte Schüppe, um die angefahrene Erde rund um die Barrieren abzutragen und dieselbe umzuziehen.
Ich war fast fertig damit, als ein Wagen in einer angrenzenden Grundstückeinfahrt hielt. Aus ihm kletterte ein Mann in Arbeitskleidung, der sich mir anbot, mit seinem Privatbagger den Rest der Befreiungsaktion zu erledigen.

Der Schweiß, der inzwischen in meinen Augen brannte, verwandelte sich blitzartig in Freudentränen, die ich, nicht deutlich zu zeigen, hinter einem Tuch verbarg, mit dem ich mir das Gesicht abwischte.
John hatte, so stellte sich nachher wiederholt heraus, sein Herz auf dem rechten Fleck. Seine Frau, die später dazustieß hinterließ denselben Eindruck. Ach, wie schön ist es unter Gleichgesinnten zu sein.

Natürlich schob ich ein kleines End Geld in seine Hemdtasche, wobei die Hauptsache seiner Aktion wie selbstverständlich auf die Weisheit zurückfällt: „What goes around, comes around!“ „Was man aussendet, kehrt zu einem zurück!“

Dieses universelle Gesetz sollte jeder kennen und zu seinem Vorteil einsetzen, denn die zukünftigen Ergebnisse dieser Handlungen, ob positiv oder negativ, kommen tatsächlich unweigerlich zu uns zurück.

Ich bedankte mich nach dem Schließen der Barriere hinter mir und machte mich auf, schmutzverklebt, noch vor Dunkelwerden meine Nachtstation im Cessnock-Showground zu erreichen.

Diese Aufnahme zeigt Felsen, wie sie im Laufe von Wetterereignissen zu Tale rauschen. Das von Menschen gebaute Straßen – die ohnehin nur eine kleine Zeitspanne überdauern – unter ihren Bewegungen zermalmt werden, wird leicht nachzuvollziehen. 

Der in einer Anhöhe thronende Fels macht die mächtige Bedrohung für alles was darunter ist offensichtlich. Ich sah Bäume mit einem Durchmesser von leicht einem Meter, die umgeknickt wie Streichhölzer unter ihnen lagen. 

Hier eine entblößte Felswand, deren Bestandteile deutlich die Witterungseinflüsse wiedergeben. Kommt dann Starkregen und Frost dazu, fallen sie, wenn auch nur selten, aber ohne Rücksicht auf irgend etwas unter ihnen.

 

Das Video unterhalb

ist über einen völlig anderen Abschnitt der Reise. In ihm führe ich nochmal den Regenwald vor, wie er auch in Frostzonen Australiens auftritt. Die Grüne Vielfalt der Pflanzen ist milde gesagt “erschlagend”!