Die folgende Geschichte, haben vielleicht schon einige von Euch gehört. Gerade deswegen möchte ich ihren Wert an ihrem Bekanntheitsgrad messen und sie, auf meine Art, nochmal vortragen.

Es war also einmal eine junge Frau, die sich, gefüttert mit den neuesten Nachrichten der Welt mit der Bürde trug nach einer Antwort für die Lösung der Menschheitsprobleme zu suchen.
Sie war soeben auf dem Weg zum Bahnhof ihrer Stadt, als ihr inmitten der über den Vorplatz strömenden Menschenmenge ein in roten Roben gekleideter buddhistischer Mönch auffiel. Mit der Erwartung von einem, der sich mit dem Thema des Lebens ganzzeitlich beschäftigt, Auskunft bekommen zu können, sprach sie ihn an und fragte: „Ach bitte, kannst Du mir sagen was es ist, was uns Menschen daran hindert in einer harmonischen Welt zu leben?“
Der Mönch wandte sich, über die Frage erfreut, der jungen Frau zu und stellte gleich zu Anfang den Anspruch an sie, ihr eine Frage vorweg stellen zu dürfen.
Er fragte: „Wer bist Du?“
Die junge Frau reagierte ein wenig perplex, konnte sie doch nicht sogleich erkennen in welchem Zusammenhang diese Frage mit der ihren stehen sollte.
Sie antwortete: „Ich bin Journalistin, und auf der Suche nach einer fundamentalen Antwort auf meine Frage!“
„Nein, sprach der Mönch, Journalismus ist nur dein Beruf.“
Den Zusammenhang erkennend gab die junge Frau zurück: „ Ich bin ein Mensch.“
„Nein, sprach der Mönch, Menschsein ist nur Deine Lebensform. Wer aber bist Du?“
„Ich bin Marita Kochnitz aus Steinfurt, am 27ten Juli 1998 geboren, und auf der Suche nach einer fundamentalen Antwort auf die Probleme der Menschheit.“: antwortete sie ein wenig ungeduldig, weil sie intuitiv spürte, dass das nicht das sein konnte was der Mönch von ihr erfahren wollte.
„Siehst Du, sprach der Mönch, das ist das Problem der Menschheit! Wir wissen nicht wer wir tatsächlich sind.“

<Jetzt hatte sie ihn>, dachte Marita,<jetzt würde er ihr die Antwort geben müssen, welche zu geben die gesamte Geschichte der Philosophie nicht ausreichte.>

„Wer dann also bitte sind wir?“ forderte sie ihn heraus.
Mit forschendem Blick fühlte sie sich dazu geneigt eine triumphierende Position vor ihm einzunehmen, als der Mönch einen Schritt zurücktrat, in sich hinein lächelte und sprach:

„Wir sind das Eine, das Formlose, das Licht des Bewusstseins welches, überall gleichzeitig, sich in tausend und abertausend kreativen Formen und Farben manifestiert, um sich selbst in seinen unendlichen Aspekten zu reflektieren.“
„Wir sind das, was nie geboren wurde und was seiner Natur entsprechend, jenseits von Zeit und Raum, sich immer wieder, in Relation zum gegenwärtigen Entwicklungsgrad neu erschafft. Wir sind, unserer Natur als Mensch entsprechend, mit der Aufgabe in die Welt geboren, dass zu erkennen, was wir sind. Und weil wir alle das Eine sind und von diesem einen Bewusstsein gespeist werden, löst sich mit dieser Erkenntnis die Problematik der Menschheit auf. Wir werden geboren, um von unserem Alptraum der isolierten Existenz zu erwachen. Wir sind eine Form des schöpferischen Geistes und dadurch in voller Verantwortung für unsere gemeinsame Zukunft. Ob wir es wissen, oder nicht.“
Damit pausierte der Mönch und blickte wohlwollend auf seine mit offenen Sinnen vor ihm stehende Gesprächspartnerin.
„Was wir sind, das Bewusstsein, brauchen wir nicht zu erweitern, fuhr er fort, es ist bereits überall, in Allem und bringt alles hervor. Unsere Aufgabe ist es, unseren Blick zu erheben, unsere Wahrnehmung zuzulassen, um das was wir sehen als uns selbst zu erkennen. Die daraus folgernde Liebe, erfüllt dann nicht nur kurzfristig unsere Sinne, sondern bringt uns Erfüllung wie wir sie bisher noch nicht kannten. Jetzt, in der Gegenwart des Lebens!“: endete er, und wandte sich mit einer respektvollen Geste ab, um seinen Weg fortzusetzen.