Wald

Zum ersten Mal nun führte mich meine Reise in die Tiefe eines National Parks, wie ich ihn so noch nicht kennengelernt hatte. Nach einer Anfahrt von über 50km unbefestigter Straße, kam ich schließlich an den Teil der Strecke, der nur noch für Allrad getriebene Fahrzeuge zugelassen war. Weitere rund dreißig Kilometer kroch ich nun über die treppenartig angelegten Wege die steil die Berge hinauf und hinunter führten, um als Ziel den Nymboider River Campground in einer Senke zu entdecken, die bei Regen bis über die Hälfte geflutet wird. Ich fand den Campground – trotz Hochsaison – von anderen Besuchern leer. Natürlich in Anbetracht der Entfernung zur Zivilisation, keine Überraschung und für mich ein Willkommenszeichen, da ich ungestört am besten Schreiben kann.
Und damit ein Satz zu dieser Tätigkeit. Ich bin so glücklich diese Worte festhalten zu dürfen. Sie geben mir eine neue Form der Kreativität, welche ich auch mit fortschreitendem Alter noch pflegen kann. Yes!!!!

Mich in der Natur zu wissen, ist eine Sache, mich unter Bäumen zu finden eine ganz besondere!
Wie sehr diese stillen Riesen mit meinem/unserem Leben verbunden sind, lerne ich immer mehr zu schätzen. Dabei habe ich bisher geglaubt, dass ich Bäume kenne und dass ihr fester Beitrag in meinem Leben von Bedeutung ist.
Dass aber mein tiefgreifendes Wissen über Bäume und deren Einfluss auf mein Leben, trotz Alledem, nur einer immer noch groben Wahrnehmung entsprach, durfte ich jetzt wieder neu erlernen.
Ich meine, dass die Gegenwart des Erlebens angehäuftes Wissen immer im Dunklen lässt, entspricht der tatsächlichen Funktion dessen, was wir Leben nennen. Wissen ist gewissermaßen eine Anhäufung von Fakten, während uns die lebendige Gegenwart das Er-leben zukommen lässt.

 

Angewandtes Wissen wirkt dabei zum Beispiel wie folgt:

Denken wir an das, was von einem Baum übrigbleibt, nachdem das Feuer ihn in seine Bestandteile zerlegte.
Das Häufchen Asche macht die Menge der Mineralien, die der Baum im Laufe seines Lebens aus dem Boden aufgenommen hat, während er die Masse seines Holzes vorwiegend aus dem, in der Luft enthaltenem Kohlenstoff sammelt.

Es ist also sein Atem, über den er Licht und Kohlendioxid aufnimmt, der ihn wachsen lässt!
Wissenschaftler, die sich mit Bäumen im Detail beschäftigen sagen:
„Es gibt keinen einzelnen Baum. Alle Bäume eines Waldes sind miteinander verbunden. Wir blicken auf einen gigantischen Organismus!“
Obwohl unsere Zellstruktur sich schon vor vielen Millionen Jahren in eine eigene Richtung entwickelte, ist, unter Anderem, ein zentrales Molekül bei Mensch und Baum einander sehr ähnlich.
Ich spreche hier vom Hämoglobien, was für uns als Blutbildner dient und dem für den Baum zentralen Chlorophyll, welches, über das Blatt, Licht in Zucker verwandelt und somit zur Holzbildung führt. Vergleicht einmal wie sehr sich diese Moleküle ähneln. Im Wesentlichen unterscheiden sie sich durch das, im Zentrum, angelegte Atom. Für uns ist es Fe = Eisen im Hämoglobien, für den Baum Mg = Magnesium im Chlorophyll.

Hämoglobien

Chlorophyll

Der Wald bildet unsere Lebensgrundlage.

Nun ist natürlich dieses Wissen um die Fakten keineswegs die alleinige Voraussetzung die Verbindung zu diesen stillen Riesen wahrzunehmen. Nein, wir können mit ein wenig geschulter Sensibilität die Wirkung der Gegenwart eines Baumes unmittelbar auf unseren Organismus fühlen.
Wir entspannen, werden ruhiger und lassen die in menschlichen Siedlungen aufgenommenen Stressfaktoren los.
Welch großes Geschenk es ist diese Verbindung spüren zu können!

In diesem Sinne bitte ich Euch, einmal besondere Aufmerksamkeit auf Eure körperlichen Reaktionen zu werfen, wenn Ihr in die unmittelbare Nähe besonders großer, alter Bäume tretet.

Viel Freude dabei!
Ganz herzlich,

Richard C Rickert