Nachdem ich mich nun geraume Zeit nicht mehr gemeldet habe, hier mein erster Bericht:
Nach sehr viel vorsichtiger Vorbereitung holte ich am 12ten Juli meine deutsche Familie vom Flughafen in Brisbane ab, um sie zu einem Park zu fahren, von wo aus wir dann ein Auto für die Tour besorgen konnten. Wir hatten erwartet den sehr gelungenen Urlaub von 2016 durch ein wärmeres Klima ein wenig aufzubessern und darum den Treffpunkt nach Brisbane der Hauptstadt von Queensland verlegt, in dessen Norden die Tagestemperaturen normalerweise mindestens zwischen 20° und 25° liegen.
Fehlanzeige! Wir wurden vom kältesten Winter seit Aufzeichnung der Temperaturen überrascht und froren bei zeitweiligen Nachttemperaturen um den Gefrierpunkt im weit abgelegenen Nationalpark am Pazifischen Ozean.
Das konnte keiner ahnen, und so wurde niemand schuldig gesprochen. Stattdessen kleideten wir uns warm und machten das Beste daraus.
Die schon fast erwachsenen Jungs – teilweise professionelle Fußballer – hielten, im wahrsten Sinne des Wortes „den Ball hoch“, machten sich so warm und gingen anschließend sogar mehrfach im Ozean schwimmen.

Kälte kann auch schön machen. Steht ihr unbedingt gut!
Mit Marye – in unserer Anfangszeit 39, ich 60 – bekam ich meine wunderbare Tochter Alya. Sie wird nun bald 9 und ich trug mich, bei dieser Gelegenheit mit der Hoffnung, die ganze Familie nach Australien holen zu können.
Auch hier zunächst einmal Fehlanzeige! Marye hatte sich unmittelbar vor der Abreise einem entsprechend jüngeren Mann zugewandt und ließ mich dadurch – nicht ganz unerwartet – vor die Wand der Hoffnungslosigkeit laufen.
Nun, wir Menschen sind „geistige Wesen“, und genau das sollten wir jetzt unter Beweis stellen.
Ich muss schon eingestehen, die ersten Tage unseres Wiedersehens waren für keinen von uns einfach, aber nach einigem Hin und Her rauften wir uns tatsächlich zusammen, schliefen nebeneinander in einem Bett und teilten Erkenntnisse des Lebens miteinander, die es wohl tatsächlich nur bei „ent-wickelten“ Menschen zu teilen gibt.
Nein, ehrlich, ich muss sagen, dass bei mir das Staunen über unsere Fähigkeiten, uns als Seelen zu begegnen, nicht ausblieb. Wir wanderten miteinander und teilten die schönsten Abenteuer im Küsten-Urwald.

Glück im kleinen Kreis, und geistig immer verbunden.
Nach der ersten Woche im Nationalpark am Rainbow Beach machten wir uns dann auf, meine australische Familie zu besuchen, um Alya und meinen Enkelkindern die Gelegenheit zu geben einen Bund zu schließen, der dann hoffentlich im späteren Verlauf des Lebens nochmal zum Tragen kommen kann. Wir setzten den Wohnwagen an die gleiche Stelle in einer Weide, von der aus ich Euch schon so oft berichtet habe. Die „Deutschen Besucher“ wurden herzlich willkommen geheißen und so mancher Kelch machte die Runde um Verbindungen zu besiegeln.
Mit der Einsicht und dem festen Entschluss „nichts vor Euch zu verbergen“, mache ich hier einen Schritt, welcher wohl über die konventionelle Art unserer Generation ein wenig hinausgeht, denke ich.
Ich meine, mit sechzig nochmal eine Liaison mit einer zwanzig Jahre Jüngeren, die obendrein vier Söhne mit in die Beziehung bringt, und mit der ich mir nichts Besseres vorstellen kann, als nochmal ein Kind zu haben.
Das mag der ein oder andere von Euch als verantwortungslos verurteilen. Und ja, der Vater, welcher ich mit dreißig war, bin ich heute sicher nicht mehr. Schließlich musste ich zurück nach Australien gehen, um meine Fassung zu behalten. Ja, keine Ausrede, ich lief in Deutschland auf Glasperlen.
Von hier aus unterhalte ich eine Verbindung, welche ohne Elektronik wohl nicht möglich wäre, und zahle meinen Beitrag einer Mutter, die, selbst ausgebildete Kindererzieherin, von vornherein keinen interagierenden Mann in der Ehe wollte. So bleibt alles im Lot. Ich darf mich zu den Glücklichen zählen. Danke!
Nach dem Besuch auf der Farm (www.pilligapottery.com.au) trugen uns die Räder wieder Richtung Norden. Wir waren nun bis auf die Knochen durchgefroren und sehnten uns nach den heißen Quellen von Moore.
Dort erwarteten uns 39° heiße Thermalquellen in denen wir, zeitlich unbegrenzt, unsere kalten Knochen auftauen konnten.
Tatsächlich bieten Quellen wie diese ungeahnte Möglichkeiten Kontakte zu machen, weil man hier Besucher aus ganz Australien antreffen kann.
Mit neuem Mut, dem Jahresurlaub doch noch die nötige Erholung zu entlocken fuhren wir dann zielstrebig Richtung Küsten-Urwald, wo uns einer unserer besten Freunde schon in seinem Berg-Domizile erwartet.
Etwa zwanzig Kilometer vor der Küste liegt sein Land mit Blick über den Pazifischen Ozean. Obwohl auch hier im subtropischen Klima der Winter zu spüren war, nahm uns die Faszination in Mitten eines Urwaldes wohnen zu können schlicht den Atem. Nicht ohne Grund sammelten sich hier in den Siebzigern alles was sich der Subkultur zugehörig fühlte. Ein buntes Völkchen besiedelt die Landschaft, welche oftmals an das Auenland aus dem „Herrn der Ringe“ erinnert. Dazu kommen teilweise steile, stark bewachsene Hänge, zwischen denen Bäche ihren lieblichen Weg zwischen großen Steinen winden. Bei stärkerem Regen – und den durften wir dann auch noch erleben – verwandeln sich diese Bäche in Sturzfluten, nehmen gesamte Teilstrecken der Zugangsstraßen in Beschlag und schneiden somit die Bewohner auf ihren Grundstücken ab.
„Länger als eine Woche“ hätte das noch nie gedauert, wurde mir versichert. Nur das hier und dort schon einmal ein Erdrutsch die Verhältnisse leicht verändern würde!
Die letzten Tage unserer Tour kamen in großen Schritten, und mit ihnen kamen zu guter Letzt tatsächlich gehobene Temperaturen.
Wir lagen am Strand, spielten Ball und tobten in den mächtigen Wellen des Pazifiks. Wir fühlten uns vom Schicksal getragen. Alles machte Sinn und das neue Leben, in das ich meine deutsche Familie nun entlassen würde, wartete mit dem Versprechen auf eine fortzusetzende, glückliche Zeit in unmittelbarer Zukunft vor ihr.
Ich ziehe nun wieder allein meine Bahnen. Zunächst mal mit ein wenig Wehmut, aber auch mit dem Wissen, dass ich damit noch einmal die Möglichkeit bekomme alte Fäden wieder aufzugreifen und im Rentenalter doch noch mehr von dem zu tun, was zu tun ich mich schon immer sehnte: Reisen!