Der Morgen vor der Abreise. Der pazifische Ozean liegt klar und tief unter mir, und am Horizont zeigt die Sonne die ersten Farben am Himmel.
Glaubt mir, wenn Ihr es nicht ohnehin schon wisst: Das, was wir im Kern sind, ist jenseits von Zeit und Raum. Es ist grundsätzlich bewusst und wird dieses Bewusstsein niemals verlieren, weil es Bewusstsein ist, aus dem es beschaffen ist. Bisher verwechseln wir das Gehirn als denkendes Organ mit unserer Identität, dabei sind wir viel größer, viel mächtiger, liebe – und verständnisvoller.
Unser Leben, von unterschwelliger Angst vor dem Tod geprägt, ist die Reise einer ewigen Seele, die durch die verschiedensten Umstände geht, um zu lernen was sie, in ihrer Wahrnehmung von dem, was sie ist, erweitert. Und es könnte auch gar nicht anders sein, denn eine der Grundeigenschaften dessen, was wir Gott nennen mögen, ist die kontinuierliche Erweiterung.
Gott wächst an sich selbst und wir, die wir ein Teil diesen Ausdrucks sind, wachsen mit.
Wehrt Euch also nicht, sondern geht entspannt in Eure Eigene Stille. Die Stille – wie Kalil Gibran uns bereist sagte – ist die Sprache Gottes. Alles andere, so sagt er, und kann ich bestätigen, ist eine mangelhafte Übersetzung. Mangelhaft deswegen, weil wir unseren Ego, der uns den Eindruck der freien Entscheidung gibt, dazwischen bringen.
Inzwischen sitze ich im Hotelzimmer meines Hotels in Mumbai Indien. Gleich nebenan ist mein Zahnarzt, wo mir mit modernster Technik eine Zahnerneuerung zukommt.
Ich kann nur sagen, dass so fremd uns die indische Kultur erscheinen mag, hat sie uns vieles voraus. Die reisende Seele, von der ich soeben sprach, blickt mich hier aus fast ausnahmslos allen Augen an. Auch aus denen der Bettler, die manchmal zu ganzen Familien mit Kleinkindern am Straßenrand sitzen und um Almosen für ihr tägliches Brot bitten.
Natürlich ist hier, wie überall woanders auch, die Korruption des Ego zuhause, aber es scheint mir, als bekämen die alten Wissenstraditionen den gleichen Aufschwung, den hier auch die Wirtschaft erfährt.

Der letzte Weg führt mich vorbei an den großen Farnen, die sich, ganz gleich den Bäumen, mit aller Macht in den Himmel strecken.