Gegenlenken?
Ohne jede Wirkung rutschte ich zur Seite vom Weg. Ein abgestorbener Baumstamm begrenzte mein Rutschen, sonst wäre ich wohl zwischen den aufrecht wachsenden Bäumen unterhalb von mir gelandet.
… im wahrsten Sinne des Wortes. Die gesamte Tour war glatt verlaufen. Wie in einem Schiff war ich über die leeren Straßen des Landes geschaukelt, hatte meine Einkäufe in Tenterfield erledigt und fuhr nun gen „Free Camping“ at „Crooked Creek Picnic Area“.
Leider, so muss ich diesmal sagen, ließ ich mich auch jetzt von „Google“ leiten. Vierzig Kilometer hinter Tenterfield gingen drei Waldwege vom Bruxner Highway ab, von denen der äußerst rechte direkt zum versprochenen Campground führt.
Google ließ mich ganz links fahren und ehe ich mich versah, fuhr ich in der Verlängerung des markierten Waldweges auf den „Bell’s Firetrail“.
Anstatt sofort anzuhalten, rückwärtz zu setzen und umzudrehen, fuhr ich mit leichter Panik im Herzen weiter in den Trail hinein, die Berge hoch und runter, bis ich an einen von Ton dominierten Abhang kam, an dem es nicht mehr weiterging. Ich steckte fest! Dazu war es spät am Tag und ich mitten im Busch.
Mir blieb nicht anders übrig, als eine Nacht in Schieflage da draußen zu verbringen! Der Regen prasselte auf das Wohnwagendach und ungewohnte Geräusche drangen an meine Ohren. Alles in Allem eine Erfahrung, der ich möglichst bald den Rücken kehren wollte.
Das Grauen des Tages zeigte dann eindeutig, da ein Entkommen immer nur vorwärtsführte, dass ich da allein wohl nicht mehr rauskommen würde. Also kuppelte ich mein Fahrzeug ab und fuhr, den Wohnwagen im nassen Wald hinter mir lassend, problemlos den glitschigen Berg hinauf.
Die nächste verfügbare Telefonverbindung fand ich etwa zwanzig Kilometer weiter im kleinen Ort „Drake“.
Nachdem ich’s mit dem australischen Autoclub, dessen Mitglied ich bin, versucht hatte, blieben mir nur noch die Menschen am Ort.
Doch, ein wenig beunruhigt war ich schon, denn wie man mir sagte, regnete es sein Wochen und es sollte weitere Wochen so bleiben.
Ich lief also zum örtlichen Pub. Sein Name: Lunatic Pub and Hotel. Heißt so viel wie Kneipe der Verrückten.
Der Wirt brachte mir mit viel Fluchen bei, dass es wohl ziemlich aussichtslos sei bei diesem Wetter überhaupt jemanden zu finden, der auch nur annähernd in der Verfassung sei, einen solche Rescue-Job zu unterstützen. Nun, Mut machend war das gerade nicht. Ich war still und harrte der Entwicklung.
Da kam ein etwa uriger Typ um die Ecke. Langer weißer Bart und auf dem Kopf einen Hut, der nur noch aus Fetzen bestand, so alt und abgenutzt war er.
„I show yah!“, „Ich helfe Dir!“ kündigte er kurz an, holte seinen Ute (ein Klein LKW wie meiner) und führte mich zurück in den Wald.
Nachdem ich mich, der ich mir die Koordinaten des Wohnwagens aufgeschrieben hatte, gründlich verfahren hatte, sagte er wieder: „Follow me, I show you where you are!“, und führte mich tatsächlich dorthin zurück, wo mein Wohnwagen den ganzen Tag am glitschigen Hang gestanden war. Das heißt, soweit kam ich selbst gar nicht. Ihm hinterherfahrend, rutschte ich unwiderruflich vom steilen Waldweg ab und landete auf einem Berghang von dem unterhalb die Bäume gradlinig in den Himmel wuchsen. Ich konnte von Glück sagen, dass mein Fahrzeug zum Stehen kam, bevor ich es ganz verlor.
„Spanner“(Maulschlüssel), so hatte er sich mir vorgestellt, kam bald zurück und zog mich aus der Patsche. Rückwärts den Hang hochfahrend kam ich dann nochmals in der Pampe vom Weg ab und musste ihn bitten meinen Wagen sicher daran vorbeizulenken.
Ja, er kannte den riesigen Wald besser als ich das Verhalten meines Autos und führte mich sicher wieder zum „Lunatic Pub“. Dort saßen bereits seine Marihuana rauchenden und Bier trinkenden Freunde, die lachten als wenn es kein Morgen gäbe.
Ich gesellte mich zu ihnen und wurde schnell akzeptiert, auch ohne das ich rauchte oder trank.
Später kam „Dangerous Dave“, (der gefährliche Dave), der als Schulhausmeister genauso fluchte wie der Rest der Gesellschaft, aber einen Traktor und einen LKW besaß. Er erklärte sich bereit am folgenden Tag, früh am Morgen, einen Versuch zu unternehmen meinen Wohnwagen auf fahrbare Straße zu ziehen.
Nun, was soll ich noch sagen? Dave und Spanner waren meine Retter!
Ich denke ich habe sie gut bezahlt, und auch sonst mein Bestes gegeben mit ihnen eine leichte Gegenwart des Lebens zu teilen.
Die Erfahrung, auch wenn sie hier und dort mal ein paar mulmige Momente beinhaltete, hatte mich bereichert und mir ein weiteres Mal die Herausforderung gestellt, auch in kritischen Zeiten der Quelle des Lebens zugewandt zu bleiben.

Ausgewaschener Granit! Ist das möglich? Die spiegelglatte Oberfläche wirkt wie eine Illusion. Kunstwerke der Natur mit allen Sinnen aufgesogen.

Wie eine Höhle präsentiert sich hier der vom ablaufenden Wasser anliegender Berge geformte Fels. Die Welt nimmt hier Formen an, die mein eigenes Inneres beeinflussen. Ich fühle mich dankbar und frei!

Das flussabwärts strömende Wasser des “Severn” hat eine Schlucht gegraben, die, durch diese urige Landschaft schlängelnd der Vereinigung mit dem Mcintyre River entgegenströmt.
Der stille “Severn”-Fluss bildet immer wieder “Billabongs” in seinem Granit-Bett. “In welcher Zeit befinde ich mich noch gerade?”, “oder sind die Dinos doch noch irgendwo versteckt?”

Kleine Becken in denen das zurückweichende Wasser des Flusses stehen geblieben war, geben Kleinstlebewesen, unter anderen auch kleinen Fischen, solange eine Lebensgrundlage, bis sie ausgetrocknet sind.

Und noch einmal!
Wie kann fließendes Wasser ein kreisrundes Becken im harten Gestein hinterlassen. Dazu ist es – wie keines von denen die ich vorher sah – von verschiedenen Wasserpflanzen bevölkert.


Die Billabongs erlauben, aufgrund ihres fließenden Wassers, großen Fischen ein langes, ungestörtes Leben. Murray Cod und Golden Perch sind hier zuhause. Der Erstere kann in großem Alter über einen Meter Länge erreichen und ist dann im Umfang wie ein dicker Mensch.