Die Landschaft träumt…

…umgeben von dichtem Wald, Bäumen, Büschen und den Geräuschen einer Welt im Halbschlaf, nahm ich Notiz von den Koordinaten meines Handy-Kompasses und machte mich auf den Weg.
Ziel war eine noch nicht patinierte (und damit junge und oft weiche) Sandsteinwand, die ich Tage zuvor aus der Ferne entdeckt hatte.

Zwischen der von grün bewachsenen und mit dunkler Patina überzogenen Felsen dominierenden Bergkette, stand diese frisch, von Gelbtönen gezeichnete Wand hervor. Zudem zeigte sie eine aufregende Kontur, die aus dieser Entfernung wie ein gleichmäßiger, gotischer Bogen wirkte.

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Tatsächlich sieht man Menschen gemachte Konturen in dieser Steinzeitlandschaft äußerst selten, und wenn, dann entstammen sie einer Kultur, die der Landschaft selbst an Ursprünglichkeit in nichts nachsteht.

Die Koordinaten sollten mir helfen, den Weg zum Wagen zurückzufinden. Ich ließ ihn also westlich zurück und machte mich auf gen Osten. Wie schon beschrieben handelte es sich um einen unbeeinflusst gewachsenen Wald. Wild also, und bis auf leicht angedeutete Wildwechsel pfadlos.

Nachdem ich mich einige Zeit durchs dichte Gestrüpp geschlagen hatte, erhob sich der Boden leicht und deutete damit auf die langgestreckte Kette von Klippen, die zumeist nach Osten einer sanften, bewachsenen Kontur folgte.

Wenig später erhob sich der helle Schein einer gelben Wand vor mir, die bei näherer Betrachtung vom Wind gefräste Formen aufwies, die in Harmonie und Schönheit kaum vorher Gesehenes vergleichen ließen. Der Sandsteinfels muss wohl eine so unterschiedliche Dichte aufweisen, dass der Wind es möglich machte, Höhlen in den Fels hinein und, durch einen relativ kleinen Eingang, dann in die Höhe zu fräsen.

Der Sandsteinfelsen selbst also erzeugt Turbulenzen, die sich wie kleine Wirbelwinde in den Felsen fressen und, dem Weichheitsgrad der Feldstruktur folgend ihn dort höhlen wo die Struktur es anbietet.

Mit staunenden Augen setzte ich meinen Weg um den Berg herum fort, da er keinen direkten Aufstieg ermöglichte. Zu steil erhob sich die gelbe Wand vor mir.

Ziegen hatten einen frequentierten Wildwechsel geschaffen, der teilweise tatsächlich aussah wie ein von Menschen gemachter Waldpfad.

Auf der östlichen Seite öffnete sich ein Höhleneingang neben dem anderen. Und dann…

Wie diese Steine, die so wahrscheinlich schon viele Jahrhunderte überdauernten, bewegt sich die gesamte Geologie hier. Wir, aufgrund unserer Kurzlebigkeit, bemerken diese Bewegung nicht einmal. 

Wie das strukturierte Schnitzen eines Bildhauers, hat hier der Wind die Oberfläche des Steins geformt.