Im Alter sterben können…
In meiner Arbeit als Begleitfahrer bei Krankentransporten, bekamen wir den Auftrag einen alten Mann, der sich mit dem Krankenhausvirus infiziert hatte, von einem in ein anderes Hospital zu fahren.
Meine Aufgabe war es, neben seinem Transportbett, in welchem er angeschnallt lag, zu sitzen, um im Falle eines unvorhergesehenen Ereignisses dem Fahrer des Wagens Bescheid zu geben.
Nur wenige Kilometer in die zurückzulegende Distanz, fing der Alte an zu rühren. Er wälzte sich hin und her, fuchtelte mit den Armen und wurde auch sonst zuhöchst unruhig.
Da ich nichts tun konnte, schaute ich ihm aufmerksam zu. Er war gut angeschnallt, konnte also nicht aus dem Bett fallen, und somit konnte alles seinen natürlichen Verlauf nehmen.
Plötzlich setzte er sich auf, wurde sehr ruhig und starrte mit unbeirrtem Blick auf die Decke des Transportfahrzeugs.
Sein Blick entspannte sich. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Dann fiel er langsam mit völlig entspanntem Körper in seine Kissen zurück. Er atmete tief aus und entwich seinem Körper.
Wir Ihr Euch vorstellen könnte hatte ich höchst gespannt zugeschaut wie dieser alte Mann starb.
Was darauf folgte war gewissermaßen unwürdig aber unserer Gesellschaft entsprechend wohl notwendig.
Erst kam die Polizei um unser Transportfahrzeug am Straßenrand zu sichern. Dann die Kripo die den Verstorbenen ausgiebig vor Ort inspizierten, um sicher zu stellen, dass eine natürliche Todesursache vorlag.
Ich ließ mich zwar in meiner Reflektion des Vorgefallenen vom amtlichen Vorgang stören, hatte das Wichtigste jedoch bereits verinnerlicht.
Ganz so wie es die von mir immer wieder zur Anwendung gebrachte Stille vermittelte, starb der Alte entspannt in diese hinein.
Ja, er starb nicht nur, sondern verließ, nach anfänglicher Aufregung, seinen Körper mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
Wir dürfen also etwas erwarten, was unseren menschlichen Idealen, von Frieden, Liebe und Schönheit, eben dem, was uns zu einem Lächeln bewegt, durchaus entspricht.
Natürlich bringt die Stille wesentlich intensivere Resultate in unser Leben, je früher wir sie anwenden. Und doch: „Es ist nie zu spät!“
Anfänglich ist es meist so, daß wenn wir uns setzten, um der Stille Raum in unserem Leben zu geben, unsere Aufmerksamkeit bei den stetig fließenden Gedanken ruht.
Vielleicht ruht unsere Aufmerksamkeit jedoch auch nicht bei den Gedanken. In den meisten Fällen, lassen wir uns von diesen mitreißen. Ein Gedanke kommt, nimmt uns auf wie eine mächtige Welle und zieht uns mit in seine Geschichte. Wir identifizieren uns mit ihm und verlieren uns hoffnungslos in seiner Kreativität.
Wenn wir dann unsere Augen wieder öffnen, bleibt das Gefühl was uns dieser Gedankenfluss vermittelte.
Es mag ein Gedanke gewesen sein, den zu haben, und auszudenken wir schon lange vor uns hergeschoben haben. Es mag aber auch ein Gedanke gewesen sein, den wir so nie vermutet hätten zu denken.
Worauf wir uns verlassen können!
Solange wir uns mit unserer Fähigkeit zu denken identifizieren, solange wir also glauben der Denker der Gedanken zu sein, sind wir gezwungen diesem Kreislauf Folge zu leisten.
Zu diesem Zeitpunkt sind wir noch der Überzeugung, Gedanken selbst zu wählen und identifizieren uns mit der Persönlichkeit, die an diesen Gedankenprozess und an den dafür notwendigen Körper gebunden ist.
Erst mit zunehmender Zeit in der Stille erkennen wir, daß unser Bewußtsein durchaus der Himmel ist, der das Ziehen der Wolken (Gedanken) ermöglicht.
Grundsätzliches zum Bewusstsein:
Bewusstsein ist eine existenzielle Wahrnehmung unabhängig vom Denken.
Die Frage: Bin ich jetzt bewusst? Führt uns zu einer Erfahrung des Bewusstseins.
Zuerst die Frage: Bin ich jetzt bewusst?
Dann die Wahrnehmung des Bewusstseins
Und dazu die Antwort: Ja, ich bin jetzt bewusst!
Der entscheidende Augenblick fand sich im denkfreien Modus.
Die Frage kommt als Gedanke. Ebenso die Antwort.
Der Zwischenraum des Innehaltens macht das Bewusstsein wahrnehmbar.
Wir lernen uns beim denken zuzuschauen, gewinnen Abstand zum Denken und lernen zu entscheiden, ob wir den Gedanken folgen wollen oder nicht.
Mehr und mehr verbindet uns die Stille mit dem Raum der unseren Körper ausmacht.
Um das zu erklären hebe ich hier nur kurz hervor, dass der materielle Gehalt unseres Körpers zu 99,9999% aus Raum besteht.
Ich weiß, dass ist ein sehr schwieriges Konzept, dem Platz in unserer Weltsicht zu geben, kein einfaches Unterfangen ist.
Und weil das so ist, sollten wir uns gegenwärtig einfach darauf einlassen, der Stille Aufmerksamkeit zu geben.
Immerhin erreichten wir diese Welt aus der besagten Stille. Sie bildet, auch wenn wir sie nicht als solches wahrnehmen, die Grundlage all unserer Gedanken und Aktionen und empfängt uns, wenn wir den Körper verlassen in sich, dort, wo wir schon immer waren.
Jetzt ist die Reise des Lebens an ihren Ursprungsort zurückgekehrt und kann von neuem beginnen.
Das in diesem Leben Gelernte, ist eins der wenigen Dinge die mitzunehmen wir nun in der Lage sind.
Das von uns erkannte Bewusstsein, bleibt der Seele erhalten und bereichert uns auf unserem Weg in die neue Welt.
Unsere gesamte Lebensreise wäre nicht möglich gewesen, wären wir unbewusst geblieben wären.
Zu welchem Zeitpunkt in unserem Leben jedoch, wir uns entscheiden, von Persönlichkeit und Meinungen als Mittel der Identität loszulassen,
spielt dabei eine geringere Rolle.
Sobald wir die Einsicht gewonnen haben, wird der weitere Verlauf unseres Lebens und dann auch das Sterben zu einer natürlichen Folge, welche uns das bringt was im Leben das Wichtigste ist: Liebe und Zufriedenheit!