habe ich mich schon als Kind im Religionsunterricht gefragt.
Die Antwort finde ich heute immer wieder. Es ist die Stille, in deren Mitte er sein Wesen in Verbindung mit der ganzen Welt findet.

Also, so dürfen wir schließen, ist ein Heiliger, jemand der heilenden Einfluss auf seine Mitmenschen nimmt, keineswegs eine absolute Seltenheit. Wir selbst wirken heilend, sobald wir uns in der Lage sehen innezuhalten!

Dann erreichte ich den Murry.
Ein mächtiger Fluss, der zwar höchstens ein Viertel der Größe des Rheins erreicht, in einem Land wie Australien allerdings den Eindruck von lebensspendendem Zauber hinterlässt.

Auch hier ein frei zu gebrauchender Stellplatz für Wohnwagen und Zelte auf einer von Farmern gebrauchten Weide, auf der Rinder viel zu Futtern finden. Das Besondere an diesem Platz: Unverändert seit Besiedlung durch Europäer strecken sich hier River Red Gum mit überdimensionalen Stammdurchmessern in den Himmel. Sie stehen vereinzelt, lassen dem Gras unterhalb viel Platz zu wachsen und formen so eine parkähnliche Landschaft, die wohl zur Zeit der ersten Siedler sehr weit verbreitet gewesen sein muss.

Nun, wer konnte sich schon leisten Pflanzen wie diese Bäume auf Basis von Schönheit zu betrachten!? So holzten wir alles ab und verursachten damit den Nachwuchs von Regenerationswäldern, die dicht an dicht nicht nur die Sicht eingrenzen, sondern den wohlgeschätzten Graswuchs verhinderten.
So sehen viele Gebiete Australiens heute aus.

Werden wir gefragt, wo die größten Bäume der Welt wachsen, tendieren wir an die USA oder Kanada zu denken. Falsch gedacht! Tasmanien, die Insel am Südzipfel Australiens beherbergt fünf der größten Baumspezies der Erde.
Ich fiebere einem wiederholten Besuch entgegen. Diesmal mit einem anderen Anliegen. Ehemals besuchte ich Tasmanien, um Bestellungen meiner Keramikproduktion auszuliefern.

Ich hatte also Weihnachten fast unbemerkt allein verlebt, war mit innerem Dank durch die Hitze des Sommers gewandert, hatte die grauen Höhen der Snowy Mountains hinter mir gelassen und war nun auf dem Weg nach Melbourne, der großen Stadt des Südens, die nach Athen, aufgrund der griechischen Einwanderer, als die größte griechische Stadt der Welt gilt.

Natürlich kommen die Annehmlichkeiten einer Großstadt, wie die von Hand gekneteten Brotvarianten und technische Verbesserungen für den Wohnwagen, nach einem Aufenthalt im Nirgendwo, sehr gelegen.

Nach einer Woche des Labens an menschlichen Gesprächen mit Freunden jedoch, wurde der Stadtlärm auffällig lauter und der magnetische Zug in die Natur wieder unverkennbar.

Erster Stop auf dem Wege zu meiner Patentochter in Bendigo:

Womindjia Liyanganyuk Banyul

Ein Ort auf den Granit-Höhen eines Berges gelegen, auf dem die Ureinwohner nun wieder ihre Riten halten, junge Stammesmitglieder in überlieferte Traditionen einweisen, und der lebendigen Landschaft in ihrem Spirit Djandak Respekt zollen.

Hier darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Aborigines Jahrzigtausende ihre vielfältigen Kulturen pflegten und nach wie vor dem harschen Kontinent ein Leben abrangen, ohne ihn zu zerstören.
Nach nur zweihundert Jahren europäischer Geschichte stehen wir heute fast am Abgrund.

Zum Glück findet eine allgemeine Umkehr statt.
Die Ureinwohner, einst entmündigt und vor die Tür verwiesen, werden nun – durchaus auch weil sich einige kluge Vertreter ihres Volkes intelligent zur Wehr setzten – von staatlichen Einrichtungen unterstützt und in ihrer Identität gefördert. Beides wohl zum langfristigen Wohle der Gesellschaft!

Im Vorfeld meines Besuches bei Daniela hatte ich einen Strauß Busch zu sammeln und so machte ich mich auf den Weg in diese urige Granitlandschaft.

Das Erleben blieb durch Nichts hinter den Eindrücken des „Gardens of Stone“ zurück, nur das hier eben die Felsen nicht aus gepresstem Sand bestanden, sondern aus hartem Granit.
Ein Blick in die Weite Victorias, wie Bilder davon auch auf meinem Video zu sehen sind, bestätigte mir den Reichtum, in welchem die Ureinwohner noch bis vor zweihundert Jahren gelebt haben müssen.

Nun, meine Eindrücke beziehen sich immer wieder auf den, von der Urquelle aller Existenz ausgehenden Traum. Nichts ist davon ausgeschlossen, selbst unser freier Wille nicht. Und somit scheint mir das Schicksal der Ureinwohner auch so im Gesamtbild eingeschlossen, dass deren Entwicklung eben auch, unter dem zunächst negativen Aspekten weißen Einflusses, stattzufinden hatte.

Wir alle und mit uns die ganze Welt, durchlaufen ein Erwachen zur Erkenntnis, das alles Eines ist, aus der einen Quelle stammt, und dass das Wissen darüber den Frieden beinhaltet, nach dem wir uns seit Menschengedenken sehnen.

 

Mit herzlichen Grüßen
von „Down Under“
Euer,

Richard C Rickert

Die höhen des Kosiuzco Nationalparks hinterlassen auch im Hochsommer den Eindruck des Winters.

In den Snowy Mountains haben sich die Eukalypten an Temperaturen angepaßt, die es so nirgendwo anders in Australien gibt. Und wenn sie absterben, bleiben sie für Jahrzehnte stehen, lassen ihre Rinde fallen und mahnen als Skelette ihrer vormaligen Schönheit die Vergänglichkeit des Lebens. 

Und hier der mächtige Stamm eines River Red Gum. Diese Jahrhunderte alten Bäume gibt es nur noch dort, wo sie geschützt den Zugriffen der ehemaligen Europäer gesetzlich entzogen werden. 

Der selbe Baum in voller Schönheit!

Die ursprüngliche Weidelandschaft wie sie sich den weißen Siedlern vor über zweihundert Jahren zeigte. 
Wir haben sie dann schnell durch unnötige Rodung zerstört. Nur kleine Flächen davon existieren weiterhin, eben weil sie geschützt sind.