So machte ich es mir zur Angewohnheit jedem Friedhof einer anderen Kultur einen wenigstens kurzen Besuch abzustatten.
Was ich dabei lernte, will ich hier nicht näher erläutern, sondern vielmehr auffordern, den Versuch einmal selbst zu unternehmen. Meine eigene Sichtweise wurde dadurch immer bereichert.
Die Bylong-Valley Road hinunter “segelnd” fiel mir ein Schild ins Auge „Ferntreegully“, eine mehr unmerkliche Beschilderung, wie sie in Australien immer dann eingesetzt wird, wenn die Masse der Touristen davon ferngehalten bleiben soll.
Die entsprechenden Ämter, werden ja schließlich aus den Steuergeldern aller finanziert, so kann man es sich kaum leisten Orte in der Natur geheim zu halten.
Als ich schließlich den „Ferntreegully“ (Farn-Baum-Schlucht) erreichte, verneinte die Beschilderung das mitführen eines Wohnwagens. Also parkte ich und ging zu Fuß.
Nach nur ein paar Hundert Metern hatte ich Gelegenheit ein mir entgegen kommendes Fahrzeug anzuhalten und die indischen Insassen um Auskunft zu bitten. Sie kamen soeben von dort, wohin ich wollte.
Sie sprachen von einigen Kilometern Zufahrtsstraße und dann einem drei Kilometer umfassenden Fußpfad.
Ich bat um Bestätigung der Wendbarkeit eines Caravan und erhielt eine positive Auskunft.
Also lief ich zurück und nahm mein Gespann mit in die Wildnis.
Nun, wäre ich in ein Feuer gefahren, hätte es wohl keinen unbeschadeten Ausweg gegeben. So aber lief alles glatt.
Ich ließ das Gespann auf einem ausreichend großen Parkplatz und machte mich auf, dem Trail in die Schlucht zu folgen.
Wie fast bei jeder dieser Exkursionen, nahm mich das Angebot der Natur so in Anspruch, das die Beschreibung meiner Gefühlswelt, mit keinem geringeren Ausdruck, als dem der absoluten Überwältigung beschrieben werden kann.
Trotzdem die vorhandenen Pflanzen natürlich frisch und relativ jung sind, ist doch die geologische Formation der Steine, um und auf welchen sie wachsen, atemberaubend zeitlos.
Mich teilweise durch das dichte Unterholz kämpfend, wurde mir klar, daß diese zuvor interviewten Inder mit Sicherheit ihren Wagen nicht verlassen hatten.
Ja, es bedarf einer bewußten Entscheidung hinauszugehen, und die digitale Welt der Medien zu verlassen.
Der Ferntreegully darf sich jedoch zu den lebensspendenden Urplätzen der Natur zählen, an denen wir, dorthin zurückkehrend, das aufzutanken vermögen, was das moderne Leben unserer Seele streitig zu machen droht.
Reich, reich, reich! Angefüllt mit Farben und Formen. Aus allen Poren mit Kreativität strotzend kehrte ich zu meinem Fahrzeug zurück, und nahm den Weg zur Küste wieder auf.

Diese Libelle ließ mich erstmalig mein Fotogerät zücken. Farblich angepasst bis zur Unkenntlichkeit bewegt sie sich fast lautlos in ihrer wilden Umgebung.

Der australische Trockenwald, so wie er sich über große Flächen des Kontinents präsentiert. Ihn zu betrachten setzt ein Wissen voraus. Die Bäume wachsen auf den ärmsten Böden, die vorwiegend aus Sand bestehen. Sie kommen mit einem Minimum an Wasser aus, speichern dieses und wachsen oft zur vollen Größe binnen zweier Jahrzehnte.

Sandstein Pagoden wie diese, sind Relikte der Witterung über Jahrmillionen. Aborigine Geschichte geht davon 40 000 bis 120 000 Jahre zurück und erkannte diese Träger der Zeit schon früh als Wegweiser der Entwicklung ihres Volkes.

Wie die Geister der Ahnen präsentieren sich die Urgesteine dem Blick des Vorbeiziehenden. Auch ich hielt ehrfurchtsvoll inne, löste mich für Momente in der gegenwärtigen Stille und bedankte mich innerlich für diese Art der Erfahrung meiner selbst.