Fortsetzung: Crows Nest to Glen Rock National-Park
So mächtig, dass mir der Zeitraum ihrer Entstehung quasi ins Gesicht schlägt.
Neben mir finde ich zwei australische Paare mittleren Alters. Das eine aus Sydney, das andere aus Toowoomba, einem Ort nicht weit von dieser Schlucht.
Wir tauschen uns aus und schon bald spüre ich den Durst eines Menschen der alles sieht und doch vielleicht das Wesentliche nicht mitbekommt.
In dem Wort „mitbekommen“ liegt eine wichtige Feststellung, wie sie auf uns Menschen sehr gut zutrifft. Unterwegs in einer, uns erhaltenden Welt, in einem System was uns zur Gewohnheit wird, suchen wir intuitiv nach Werten, die mitzunehmen unser System bereichern.
Wir freuen uns alle einander getroffen zu haben und entlassen uns wieder in die Tiefe der Landschaft.
Das nenne ich „Rekreation“! Wir gehen hinaus, um uns in dem, was genauso natürlich, aus dem Nichts/Alles entstanden ist, wie wir, bereichern unsere Sinne mit dem was wir sind und nehmen es sodann mit uns nachhause.
Auf dem Weg zurück ins Camp ließen sich meine Knie dann doch spüren. Gerade hatte ich noch gesagt: „Mit der Freiheit der Sinne, lösen sich körperliche Hindernisse im Nichts auf.“
Ja, die Weisheit mit Löffeln gefressen habe ich sicher nicht, aber ich spüre deutlich, wenn ich dran bin.
Im Camp angekommen, sollte ich überrascht feststellen, dass jeder Platz inzwischen in Beschlag genommen war. Neben mir, tummelte sich eine Kurdische Familie. Wir begrüßten uns freundlich, stellten uns als direkte Nachbarn vor und fanden schnell ein entspanntes Miteinander.
Später bot mir einer der Männer einen Teller mit Gemüse als Abendbrot an. Da ich gerade selbst gekocht hatte, lehnte ich ab. Ein Fehler, den nur ein Unwissender machen kann. Die Kurden entstammen einer harschen Gegend. Essen war ursprünglich nicht selbstverständlich und so entwickelte sich die Tradition, mit anderen Anwesenden sein Essen zu teilen.
Ihr wisst wie das ist mit Traditionen. Sie entstehen irgendwann aus einem sehr guten Grund. Dieser verliert sich ein wenig im Laufe der Zeit. Die Tradition jedoch bleibt, aus Identitäts Gründen, bestehen.
So kommt es, dass die Ablehnung des angebotenen Tellers, als Ablehnung der Identität gedeutet wird. Dadurch schleicht sich ein Vorbehalt in das Miteinander. Ich fühlte es, wusste es aber nicht zu deuten. Erst kurz bevor ich die Szene verließ, kam ich nochmal ins Gespräch mit einem der anwesenden Kurden. Er offenbarte mir frei was es mit dem Angebot von Essen auf sich hat.
Man lernt nie aus.
Im Nachhinein fiel mir auf, wie es bei uns in Deutschland die Kurden, Syrer und generell alle die, welche aus dem Süden kommen, es sind, die heute unsere Marktplätze bevölkern.
Sicher, akute Diskrepanzen sind nicht zu übersehen, und es scheint überdeutlich wie sehr deren Anpassung an unsere Kultur gefragt ist.
Dennoch, steht unsere Kultur, ähnlich wie auch deren, nicht unter einer Welle der elektronischen Dominanz? Und gibt es nicht auch in den verschiedensten Bereichen etwas voneinander zu lernen!?
Ich wünschte mir es wäre so!
Der Felsen neben mir, gibt einen Eindruck der Zeitspanne, die in kosmischen Räumen wie Augenblicke erscheint und auf einem Menschenleben bleibende Eindrücke hinterläßt.
Der Kakteen-Baum ist ein Immigrant wie ich. Zur Zeiten der Urbevölkerung gab es sie hier nicht. Aber sie haben sich dem Überleben gewidtmet und gewonnen. Im Hintergrund ragt Glen Rock in den Himmel.