Nach stundenlanger Zugfahrt durch den Westen Sydneys, die Blue Mountains hoch und auf der anderen Seite wieder runter in das kleine Bergbau Städtchen Lithgow, wurde mir bewusst mit welch liebevoller Hingabe diese junge Kultur Australiens ihre meist nur hundertjährige Architektur der Bahnhöfe pflegt.
Im vergleich zum schnell wechselnden Deutschland durchaus bemerkenswert.
Ticketautomaten und noch großartiger vereinfachte Systeme der Registrierung sind zwar auch hier schon lange implementiert, aber das Bedürfnis nach Menschlichkeit im Umgang mit den zu bedienenden Passagieren dominiert doch eindeutig die Bahn-Scene.
Auf was ich da besonders anspreche ist das Angebot von stilvoll schützenden Dächern und Aufenthaltsräumen, die in Deutschland, in Betracht der vorherrschenden Temperaturen, niemals hätten weg-rationiert werden dürfen.    
 
			Auch hier wieder durfte ich die willkommen-heißende Menschlichkeit der Australier, vor Allem auch im öffentlichen Sektor mit Staunen beobachten. 
Angekommen in Lithgow wurde ich, mit Blick auf mein Gepäck, sogar vom Zugschaffner eingeladen in seinem Auto zu einem passenden Hotel mitzufahren. Dergleichen finde man mal in Deutschland!
Eine ähnlich zuvorkommende Behandlung durfte ich dann auch durchweg in der gesamten Bevölkerung feststellen. Sogar die Alkoholkranken der Straßenscene sind bemüht freundlich und teilnahmsvoll zu erscheinen.
Belassen wir es bei diesem Eindruck und wenden wir uns für ein paar Sätze der fünfeinhalb stündigen Busreise zu, die mich durch die Nacht ins Landesinnere beförderte. 
Kontakt zu den Reisenden, oder auch zum Busfahrer selbst, kein Problem. Wie sich im Laufe des Gesprächs dann herausstellte, war der Busfahrer – wohnhaft im selben Ziel-Ort ( Coonabarabran) – bestens über die Bewegungen des Städtchens informiert und wusste ausgiebig auch über die geschäftliche Entwicklungen meiner Familie zu berichten.
Ein freundliches „See you later“ nachts um halb Eins ließ den Bus noch eine Station weiterfahren während mein Schwiegersohn mich an der Haltestelle abholte und mir dann ein frisch bezogenes Bett übergab.
Das Wiedersehen mit meiner inzwischen 33jährigen Tochter und ihren beiden Kindern Jack-Stephen (1,5 Jahre) und Henry (3 Monate) mündete dann in eine strahlende Umarmung. 
Wie sehr kann man sich freuen, ohne auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen!?
Alles verschmilzt im Augenblick der Begegnung! Das Ziel des Lebens ist erreicht! Die Erfüllung der inneliegenden Sehnsucht garantiert!   #2
 
			Hier fällt mir die Geschichte des Kleinkindes ein, welches am Finger der Mutter oder des Vaters den Jahrmarkt besucht. Solange wie es den führenden Finger hält ist der Schutz und damit die Sicherheit gewährleistet. Es kann die Dinge von einer genussvollen Warte betrachten, freut sich der Farben und Geräusche und das Menschengewimmel scheint wie eine Bestätigung der Selbstverständlichkeit. 
Wird dem Kleinkind der Finger jedoch entzogen, liegen die Tränen der Verwirrung und die Angst nicht weit. Ein Ausbruch kindlichen Geschreis wäre die unmittelbare Folge des Entzuges des schützenden Fingers.
Nicht viel anders ist es bei uns Erwachsenen. Zwar gibt es für uns den symbolischen Finger der Person, welche sogar körperlich über uns hinausragt nicht, aber der direkte Bezug zur Quelle unseres Lebens, zum Ursprung dessen was uns atmet ist nach wie vor essentiell und fundamental für unser gesamtes Lebensgefühl. 
Diesbezüglich will ich keinesfalls sagen, dass wir, um diese Lücke sinnvoll zu füllen einer Religion folgen sollten. Das was Religion ausmacht, die Essenz, der eigentliche Sinn, ist uns allen zugänglich, auch denen unter uns, die nicht das geringste Interesse haben an irgendetwas zu glauben. 
Wichtig allein ist, dass wir diesen Zugang, diesen symbolischen Finger halten. Um das erfolgreich zu tun, gibt es viele Wege, von welchen ich, auf den ein oder anderen im Laufe meiner Berichte eingehen will.
Natürlich brauche ich keiner/keinem von euch zu erzählen worin der Schlüssel für ein glückliches Leben liegt, aber was tut es, dem Unübersehbaren, dem was diesen unbegreiflichen Körper, den wir alltäglich wie selbstverständlich benutzen, ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken?
Ja, es tut etwas, egal wo wir uns in diesem Leben befinden. Denn jedes Leben, allein weil es ein Solches ist, ist ein spirituelles Leben. Alles, so zeigt uns die Wissenschaft, und insbesondere die Physik, entstammt dem Geist, oder auch dem, was wir Laien als Raum bezeichnen würden. 
Ein Kubikzentimeter dieses Raums, so exklamierte ein Physiker kürzlich, enthält soviel Energie, dass man damit die Weltmeere verdunsten könnte. 
Ob das ausreicht uns geborgen zu fühlen und glücklich zu machen?
Ich glaube wir sind es schon, wissen es nur meistens nicht.…..
 
			